Zweifellos ist der außergewöhnlichste und charakteristischste landwirtschaftliche Anbau im oberen Gardasee Gebiet von Brescia der Zitrusfrüchte Anbau, im 13. Jahrhundert eingeführt und ab dem 15. Jahrhundert von vielen Autoren wie Sanuto, Gallo, Grattarolo, Tanara, Cattaneo und auch von Scamozzi hervorragend beschrieben. Die auserlesenen und begehrten Früchte rechtfertigten den Bau von weltweit einzigartigen architektonischen Bauten, den Orangerien, großen gemauerten Gewächshäusern, die in den Wintermonaten geschlossen und mit Holzbrettern abgedeckt wurden, um im freien Gelände Zitronenbäume und in kleineren Mengen Zedern und Orangen anpflanzen zu können, die keine Temperaturen unter null Grad vertragen und deshalb in den kalten Monaten Schutz brauchen. (Die Zitronenhaine)
Rund um die Orangerien bzw. Zitronenhaine drehte sich die Arbeit und das Fachwissen vieler Menschen, wie auch die gesamte handwerkliche und bäuerliche Kultur ganzer Generationen, die aus dem Handel mit Zitronen, Orangen und Zedern bis zum Ende des 19. Jahrhunderts die Ergebnisse einer blühenden Wirtschaft genießen konnten, die auf dem Alleinstellungsmerkmal und der hervorragenden Qualität des Produktes basierte.
Mitte des 19. Jahrhunderts, der Epoche der maximalen Entwicklung, waren fast 50 Hektar dem Zitrusfrüchte Anbau gewidmet, auf denen etwa 35.000 produktive Pflanzen wuchsen und im Jahresdurchschnitt 15-20 Millionen Zitronen für den Export geerntet wurden. Diese Kultur war vor allem entlang des Küstenstreifens der Gemeinden Gargnano (mit mehr als der Hälfte der Zitrusfrüchte Anbaufläche), Limone und Maderno verbreitet.
Es war somit notwendig, das gesamte Territorium um die Zitronenhaine herum zu planen: mit der Pflanzung von Zypressenreihen zum Schutz vor dem Wind, Schutzvorrichtungen vor den herabfallenden Felsen der steilen Hänge der darüber liegenden Berge und zur Beschattung der Wasserzisternen, um die Wasserverdunstung durch einfallende Sonnenstrahlen zu begrenzen; mit der Suche nach Quellwasser oder der Nutzung des Seewassers; mit der Schaffung von Straßenverbindungen, um einen leichten Zugang zu allen Zitronenhainen zu ermöglichen und schließlich mit der Schaffung von Infrastrukturen zur Unterstützung des Handels.
Die Zitronenproduktion an der Riviera nahm ab 1860 aus verschiedenen Gründen ab, z.B. durch die Verbreitung der schweren Krankheit "gommosi", die Konkurrenz des Produkts aus den südlichen Provinzen nach der Vereinigung des Königreichs Italien, die Entdeckung der chemisch gewonnenen Zitronensäure und durch die hohen Material- und Arbeitskosten.
Die Krise im Zitrusfrüchte Anbau führt somit unaufhaltbar zur allmählichen Aufgabe der Zitronenhaine: das plötzliche Einstellen der komplexen und ständigen Wartung führte zu ihrem Verfall und daraus ergab sich die Umstellung auf neue, nicht immer landwirtschaftliche Nutzungen. Aber auch wenn in heutigen Tagen der Anbau von Zitrusfrüchten nicht mehr so verbreitet ist wie früher, gibt es immer noch zahlreiche Überreste von Orangerien in denen noch zahlreiche verschiedene Zitrusfrucht Sorten wachsen und Zeugen eines außergewöhnlichen Anbaus und bedeutende kulturelle und landschaftliche Quellen darstellen.