Angeln

Angeln

Auch am Gardasee haben wir unser "mythologisches Wesen". Definitiv kleiner in der Größe als Nessie, aber trotzdem von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben: die Gardaseeforelle. So berühmt und einzigartig, dass sie nur in den tiefen und klaren Gewässern des Gardasees lebt. So gut, dass Kaiser vom Kaliber des Kaiser Friedrich III im Jahr 1489 und Joseph II, Kaiser von Österreich, im Jahr 1764 mit eigenen Augen sehen wollten, wie sie gefischt wird. Schon zu Zeiten der Römer oder sogar noch früher, zu den Zeiten von Diodato, dem König der Goten, zogen die Gardaseeforellen Bewunderer und Feinschmecker an die Ufer des Sees. Der Geschmack der Fische ist so einzigartig, dass sie, ebenso wie die berühmten Zitronen der Gardasee-Riviera, exportiert wurden, um an Festtafeln aufgetischt zu werden und den Launen zu frönen, auf die Kaiser bekanntlich nicht verzichten können.

Damals wurde die Gardaseeforelle in großen Mengen gefischt, während heute diese Fische immer seltener sind und nur zu bestimmten Jahreszeiten und mit einer Angelerlaubnis gefischt werden können. In den letzten Jahren wird versucht, diese Fische durch Aufzucht wieder einzuführen. Auch heute noch überliefern die Fischer mündlich von Generation zu Generation das Geheimnis der genauen Position der Gardaseeforellen, über diese Plätze dann ihre geschickten Hände in eine Tiefe bis zu 200 Metern die sehr schweren und schwer einzuholenden Netze auswerfen.

Der Fischfang am Gardasee war bis zur Schwelle des 20. Jahrhunderts eine äußerst wichtige Tätigkeit. Heutzutage gibt es immer weniger Berufsfischer am Gardasee, was auch auf den Rückgang der gefangenen Fischmengen oder sogar auf das Verschwinden einiger Arten, die seit Jahrhunderten im Mittelpunkt des Fischmarktes standen, wie z.B. genau diese Gardaseeforelle und die bekannte Laube (Aola), zurückzuführen ist. Doch nicht nur die Gardaseeforelle spielt die Hauptrolle der Gardasee-Küche. Der See beherbergt zahlreiche Fischarten, die meisten sind einheimische Arten, andere wurden direkt vom Menschen eingeführt. Die bekanntesten und am meisten geschätzten Fische sind die 1918 im Gardasee eingeführte Blaufelchen (Lavarello), die Forelle, die Sardine, der Döbel und der Hecht. Die Sardine und die Laube (aola) waren jahrhundertelang die Haupteinnahmequelle der Fischer und waren auf allen Tischen der Dörfer am Gardasee zu finden, aber leider ist die Aola heute aus dem Wasser des Gardasees verschwunden. Vor weniger als zwanzig Jahren wurden Aole im Überfluss gefischt: Sie wurden zunächst mit Schleppnetzen gefischt, dann auf Strohmatten in der Sonne getrocknet und in Salz eingelegt (aole de müra). Sie galten als Festtagsessen auf den Festtagstafeln der Dörfer, heute ersetzt durch frittierte Felchen. Es muss daran erinnert werden, dass es sich bei Felchen um keine autochthone Art handelt und dass sie im Winter nur mit Sondergenehmigungen und mit der Verpflichtung, die Eier der Weibchen auszupressen, gefischt werden kann. Nach der Befruchtung werden die Eier dann transportiert und in speziellen Inkubatoren ausgebrütet. Wenn die Jungfische eine bestimmte Größe erreicht haben, werden sie im See ausgesetzt, um die Menge diese Fischart in den Gewässern des Gardasees zu erhöhen.

Die immer seltener werdenden Fischer müssen in der Lage sein, jeden Wind, jede Wellenbewegung und jede Wolke über dem See zu erkennen: plötzliche Gewitter können das auf den ersten Blick so gefügig erscheinende Wasser treffen, Blitze können den See treffen und diese plötzlichen Veränderungen können den Gardasee in ein echtes Meer verwandeln. Es ist genau dieses plötzliche Aufkommen starker Winde und sehr hoher Wellen, das den Gardasee bisweilen in ein spektakuläres "kleines Meer" verwandelt. Das Auftreten von Motorbooten und die Vorschriften, die zum Artenschutz und zur Gewährleistung der Fischvermehrung eingehalten werden müssen, haben das Leben und die Gewohnheiten der Fischer verändert, die aber nach wie vor eine unschätzbare Fundgrube der mit dem Gardasee verbundenen Weisheiten sind.  Einst lebten die Fischer nicht nur vom Fischfang allein, sondern sie mussten sich auch in Bauern und Gärtner verwandeln und zu bestimmten Jahreszeiten in den Orangerien arbeiten. Zu den alten Fischfangmethoden gehörten Hanf- und Baumwollnetze, Korkflöße und Ruderboote (Bisse) oder Segelboote. Die Fischer segelten aus, um dem "Brunftzeiten" der Sardinen zu folgen und blieben tagelang auf ihren Booten.

In Gargnano unter dem Laubengang des ehemaligen Rathauses kann man den frischen Tagesfischfang direkt bei den „Frans“, eine der letzten Berufsfischerfamilien am See (zum Fischer am Gardasee muss man geboren sein) kaufen. Alles, was von einer langen Tradition übriggeblieben ist, findet man dort. Eine Kleinigkeit im Vergleich zu den Zeiten, als sich das Leben und die Wirtschaft des Ortes um den Fischfang drehte. Die Hanf- und Baumwollnetze, die Bisse und die Fähigkeit der Beherrschung der Ruder sind verschwunden oder besser gesagt, sind zu einem Sport geworden, der mit dem Gewinn der „Bandiera del Lago“ - "Flagge des Sees" seinen Höhepunkt erreicht hat.